Ganz still und leise
hat sie sich fortgeschlichen – meine heiß geliebte Mama: Am 10. Juli hat sie ihre letzte Reise angetreten. Eigensinnig und selbstbewusst, wie sie nun mal war, hat sie einfach einen Herzstillstand produziert! Fest entschlossen, im übertragenden Sinn “mit beiden Beinen” in den Himmel zu marschieren!
Nicht wenige haben unsere Todesanzeige falsch interpretiert und gedacht, unsere Mama habe sich das Leben genommen.
Trotz Herzschrittmacher einen Herzstillstand hinzukriegen – das soll ihr erst mal jemand nachmachen. Nicht unmöglich, sagte der Arzt – allerdings doch eher ungewöhnlich und in ihrem Fall einfach nicht erklärbar. Das linke Bein wollten sie ihr amputieren. Wie man mit einer Prothese richtig gut leben kann, haben sie ihr erzählt. Dass auch ein Leben im Rollstuhl lebenswert ist, wollten die Ärzte sie überzeugen.
Aber wer meine Mama gekannt hat, der weiß: DAS wäre niemals eine Option für sie gewesen!
Als wir morgens bei ihr in der Klinik waren, hat sie zu mir gesagt, sie mag nicht mehr. Vor allem hatte sie auch große Angst, dass sie wieder lange in der Klinik bleiben muss und niemand sie besuchen darf. So, wie es im Mai schon für mehrere Wochen der Fall war. Damals war sie tatsächlich nahe dran aufzugeben. Nicht wegen der Krankheit, sondern vor Heimweh nach uns!
Ich habe ihr an diesem Morgen gesagt, dass es noch eine andere Alternative gibt als die Amputation. Nämlich die, dass sie ihre unglaublich große Kraft, die sie immer für ihr Leben eingesetzt hat, auch für ihr Sterben nutzen kann. Sie hat mich ganz ungläubig angeschaut, aber sofort gefragt:
“Was muss ich da machen?”
Ja… – ich hab ihr gesagt, was sie tun muss: Dass sie sich ganz feste drauf konzentrieren soll, dass sie sterben will. Und ich war mir absolut sicher, dass sie das schaffen wird. Weil ich weiß, wie viele Schicksalsschläge sie in ihrem Leben schon gemeistert hast. Mit ihrer großen Kraft, ihrer unglaublichen Zähigkeit und ihrem enormen Willen!
Sie war dann ganz ruhig – und bei unserem Abschied hat sie mir die schönsten letzten Worte gesagt, die eine Tochter von ihrer Mutter hören kann:
“Solde, ich hab dich so so so lieb!”
Eigentlich hätte ich damit rechnen können, dass sie nicht lange fackelt. Schließlich kenne ich sie schon lang genug um zu wissen, dass bei ihr reinweg gar nix unnötig hinausgeschoben wird.
Trotzdem hat’s mich dann völlig unerwartet erwischt, als abends das Telefon klingelte und man mir sagte, dass man schon seit einer Viertelstunde versucht, meine Mama wiederzubeleben. Dass man die Patientenverfügung nicht findet und nicht weiß, was man machen soll. Und ich habe gesagt, dass sie bitte sofort aufhören sollen und ich alles nachreiche, was gebraucht wird…
Zusätzlich zu ihren letzten Worten für mich hat mir meine Mama ein schier unglaublich großes Geschenk gemacht: Sie ist exakt um 19:00 Uhr verstorben – um Punkt 19:00 Uhr haben wir beide jeden Tag telefoniert. Egal, ob sie zuhause oder in der Klink war…
Am Vormittag hatten wir auf der Heimfahrt von der Klinik noch darüber gesprochen, ob es vom Datum her ein guter Tag wäre. Und ich habe zu meinem Patenkind Alina gesagt: “Heute geht das Datum in die 21 – und die 21 ist Omas Lebenszielzahl. Wenn sie heute sterben würde, dann hätte sie exakt ihr Lebensziel erreicht!”
Tja, was soll ich sagen? PUNKTLANDUNG, liebe Mama – das hast du super hingekriegt!
Ich habe mir seit dem Tod meiner Mama viel Zeit gegeben: Für alles, was es in so einem Fall zu erledigen gibt… – vor allem aber Zeit für mich.
Ja – du fehlst mir sehr, mein heißgeliebtes Mamele!
In den letzten Jahren hast du mich oft gebraucht und das hat viel meiner Zeit in Anspruch genommen. Für mich war das kein Problem – für dich schon! Du wolltest mir nie zur Last fallen und deine größte Angst war es, richtig unselbständig zu werden. Das hast du in diesem Fall jetzt ja ganz elegant gelöst…
Nun ist für mich viel viel Zeit übrig… und manchmal fühlt es sich an, als wäre da ein riesiges Vakuum, als hätte ich meine Wurzeln verloren. Allerdings sind das wirklich nur kurze Momente, denn du lässt mich sofort durch deutliche Zeichen spüren, dass du immer noch bei mir bist.
Sicher könnte man viele der Zeichen auch als die berühmten Zufälle sehen.
Doch ist’s wirklich nur ein Zufall, wenn gleich zweimal hintereinander im Abstand von nur einer Woche im Flur im oberen Stock am geschlossenen Fenster innen auf der Gardinenstange ein Rotschwänzle sitzt und mich ganz ruhig und unaufgeregt anschaut, wenn ich meine Mama um Rat gefragt habe? Und sich ganz einfach festhalten lässt, bis das Fenster geöffnet ist, damit es rausfliegen kann?
Ist’s wirklich nur ein Zufall, dass es gerade Rotschwänzle sind, die meine Mama so gerne mochte?
Ist’s wirklich nur ein Zufall, dass es in beiden Fällen unsere Katze Bussi ist (eigentlich ihre Katze, die aber schon lange bei uns lebt), die mich laut maunzend auf die Rotschwänzle aufmerksam macht und dann ganz still vor den Vögelchen sitzen bleibt, obwohl sie leidenschaftliche und sehr erfolgreiche Mäuse- und Vogeljägerin ist?
Ja… – wir sind in ständigem Austausch und ich musste vor 2 Wochen schon fast lachen, als ich meine Mama ziemlich deutlich sagen hörte:
“Jetzt langt’s aber, gell? Nid loddere, Mädle!”
Übersetzt vom Badischen ins Hochdeutsch:
“Jetzt reicht’s aber, gell? Mach weiter, Mädchen!”
Und ja: Ich mach weiter! Und das mit ganz viel Freude und Spaß…
So hab ich’s von DIR gelernt!
J
Song für die Seele
Die Sonne scheint so, wie sie es schon immer tut –
aber so wie jetzt habe ich sie noch nie zuvor am Himmel gesehen.
Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen,
weil ich deine Liebe brauche – denn ich weiß,
dass deine Liebe nicht weg ist und mich immer begleitet.
Ich weiß genau, dass du in meiner Nähe bist –
und niemand kann mir diese Gewissheit wegnehmen.
In jeder Stunde, in jeder Minute spüre ich deine große Liebe,
die mich schon immer begleitet, seit ich geboren wurde.
Und so wird es bleiben, bis auch ich diese Erde verlasse
und wir wieder zusammen sind.
Auf die Mauern dieser Erde werde ich es schreiben,
wie viel Liebe ich für dich empfinde…
Damit die Sonne die Worte, die ich zu dir sage,
nicht verblassen lässt: Ich liebe dich!
Ich weiß, ich bin keine Verliererin…
– auch wenn du jetzt nicht mehr bei mir bist.
Egal, wie weit du von mir entfernt bist:
Deine Liebe hält mich… jeden Tag… jede Stunde… jede Minute…
Alle dürfen es wissen, wie viel Liebe ich für dich empfinde…
Ja – ich werde es auf die Mauern dieser Erde schreiben,
damit die Sonne die Worte, die ich zu dir sage, nicht verblassen lässt:
❤️ Ich liebe dich, Mama! ❤️
Liebe Isolde!
Aus eigener Erfahrung ist es immer schwer, wenn sich die Augen der Mutter schließen.
Wie Du nun den Seelenaufstieg deiner Mutter beschreibst, dafür gebührt sowohl Dir
als auch Deiner Mutter großen Respekt. Es wäre so schön, könnten viele Menschen
auf eine solche Weise den Übergang in unser aller Heimat schaffen.
Wie wir heute wissen, sind jene Seelen die mit diesen Informationen in die
geistige Welt eingehen, dort bestens aufgehoben, ja dort herrscht Heiterkeit,
Frohsinn und Freude. So können wir Deiner Mutter nur gratulieren,
sie hat es geschafft, woran noch viele verzweifeln.
Dir und Deinen Angehörigen wünschen wir Mut und Kraft und stets
offene Ohren und Augen für die Momente mit der Mutter.
Viele Grüße
Erwin
Danke für deine lieben Worte, lieber Erwin. Nach dem ersten Schrecken war’s tatsächlich Freude, dass sie es geschafft hat – und ganz großer Respekt davor, wie entschlossen sie zur Tat geschritten ist. Genau so kenn ich meine Mama: Nicht lang rummachen war schon immer ihre Devise… – hoffen wir, dass es auch uns gegeben ist, dass wir ohne Angst auf die andere Seite wechseln dürfen, wenn’s dann soweit ist.
Von Herzen
Isolde
Liebe Isolde,
hab herzlichen Dank dafür, dass Du uns so teilhaben lässt und einen tiefen Blick in Dein Privatestes gewährst, aus dem für viele von uns sich neue Erkenntnise eröffnen können.
Wenn es nur den klitzekleinsten positiven Impuls auslöst – dann freu ich mich da sehr drüber. DANKE für deine lieben Worte!
Von Herzen
Isolde
DANKE für’s Teilen dieser berührenden und so persönliche Geschichte! Ich hab Gänsehaut!
Ich danke DIR, liebe Sonja…
Von Herzen
Isolde
Liebe Isolde,
auch ich bin dankbar dafür, dass ich an Eurer Geschichte, Eurem Abschied, Eurer Verbundenheit teilhaben durfte.
Lieblingsisolde….danke danke dass ich teilnehmen darf bei deinen tiefsten innersten Gefühlen. Du nimmst mir jedlich Angst ….wenn der Weg zum Himmel so schön sein darf und mit soviel LIEBE verbunden ist. Beneidenswert und wunderschön Isolde …denke gefühlte 8 Liter Tränen flossen mir über die Wangen da ich mehrmals deine Rotschwänzle-Botschaft lesen darf.
Drück dich ganz ganz feste Deine
AllgäuSusi🙋🏼♀️
Meine allerliebste Allgäu-Susi,
DANKE für deine lieben Worte, für’s Drückerle, deine Tränen… die meine jetzt grad auch wieder laufen lassen. Weil’s so schee isch, mit Menschen wie dir auch auf die Ferne verbunden zu sein. Auch das ist LIEBE…
Von Herzen
Isolde
Ganz herzlichen Dank für deine lieben Worte, liebe Nesrin…
Von Herzen
Isolde
Liebe Isolde,
nun kenne ich dich ja schon sehr lange, weiß um deinen tiefgründigen Humor, deine unbändige Lebenslust und dein großes Herz. Trotzdem – oder vielleicht auch gerade deshalb – haben mich deine Rotschwänzle-Worte tief berührt und zu Tränen gerührt.
Ich glaube, du wirst es deiner Mama irgendwann gleichtun, denn offensichtlich hast du viel von ihr.
Ich wünsche dir weiterhin die Tiefe Verbundenheit mit ihr und den nötigen Block auf die Zeichen, die sie für schickt.
Herzlichst
Sylvia
Liebe Sylvia,
ganz herzlichen Dank für deine so lieben Worte! Und ja: Ich hoffe es sehr, dass ich dann irgendwann auch diese große Kraft und diesen starken Willen aufbringen kann, um zu beschließen: Schluss jetzt – ich pack mein “Köfferchen” und geh!
Und ja – das stimmt auch: Meine Mama hat mir unendlich viel mit auf den Weg gegeben – wichtige Werte, die manchen Menschen heutzutage irgendwie so manches Mal abhanden zu kommen scheinen.
“Ich bin nicht weit weg… – ich bin nur auf der anderen Seite des Weges”
Noch nie fand ich diesen Satz so passend, wenn jemand in meinem Umfeld verstorben ist. Ihre Zeichen für mich sind übrigens so eindrücklich, dass es mich im sprichwörtlichen Sinn wirklich manchmal fast aus den Socken haut. Du hast mich vermutlich ja noch deutlichst in Erinnerung, wie ich am Anfang meiner “bodenständigen spirituellen” Reise war: DAS hätte mir damals niemand zu erzählen brauchen… lach! Heute glaub ich auch nicht dran… – sondern ich WEISS, dass das alles Realität ist.
Von Herzen
Isolde
Liebe Isolde,
danke für deine offenen Gedanken, Worte und Emotionen.
Auch ich konnte, mußte und durfte mich von meiner liebsten Freundin Marianne verabschieden. Die Krankheit ALS hat ihr Leben seit Monaten verändert. Selbstbestimmt hat sie sich durch Verzicht auf jegliche flüssige Nahrung am 09.Mai 2017 von mir verabschiedet.
Sterben ist die Geburt in ein neues Leben.
Liebe Isolde für dich einen traumhaften Muttertag.
Herzlichen Gruß Rita
Liebe Rita,
ganz HERZlichen Dank für deine lieben Worte. Und WUNDERvoll dein Bewusstsein: Sterben ist die Geburt in ein neues Leben. Auch für dich einen traumhaften Tag.
Von HERZen
Isolde
Danke Isolde! Das hast Du super schön geschrieben (mal wieder!) 💖
Ich habe ein paar Tränen da gelassen, denn dieser Abschied steht mir noch bevor und ich habe a bissl Angst davor… 💔
… auch wenn ich weiß, daß es keine wirkliche Trennung gibt…
Liebste Grüße
Stéfanie
Meine liebe Stéphanie,
ja… – diese Angst hatte ich schon auch. Als der Moment dann da war, war ich ganz ruhig. Es war dieses Bewusstsein, dass mein Mum irgendwie gar nicht wirklich weg ist. Dieses tiefe Spüren: Da gibt’s doch mehr, als uns bewusst ist.
Meine Schwester und ich saßen bis Mitternacht an ihrem Bett und haben geweint, aber auch viel gelacht. Über unsere Mama und ihre Eigenheiten – sie hatte viele (lach…). Am nächsten Tag hatte ich mein erstes (und einziges) Live-Seminar im letzten Jahr: Mit fast 20 Personen. Und ich hab zu Mama gesagt: Da hast du mir ja ein schönes Ei gelegt: Ausgerechnet heute! Wie soll ich denn morgen ein Seminar halten??? Und wie ich’s gesagt hatte, kam prompt die Antwort: “Stell dich nicht so an!”
Mein Seminar? Es war ein so so so berührender Tag. Nicht nur für mich… – für alle! Denn alle haben die Präsenz meiner Mum deutlich gespürt.
Von HERZen
Isolde
Liebe Isolde, Mutter sein ist eine Liebesgeschichte die nie endet.
Vielen Dank für die sonntäglichen Botschaften. Erst dann ist der Sonntag rund.
Ich habe meinen Vater Ende Dezember an Corona verloren.
Er liebte die Tauben. Ich werde jeden Morgen durch Taubengurren wach. Selbst im Wald saß eine im Baum.
Es gibt mir ein gutes Gefühl
Liebe Grüße Beate
Liebe Isolde, es berührt mich sehr, wie Du Deine Mum-Geschichte so vollkommen offen mit uns teilst. Einfach wunderbar und bewundernswert, Ihr Beiden. Zum Weinen schön. Danke!
Liebe Grüße, Bettina