Der 3. Advent

Es war einmal eine junge Frau namens Sonja, deren dunkle Haare in der Sonne glänzten wie ein stiller Nachthimmel und deren große braune Augen ein besonderes Geheimnis bargen. Wenn Sonja lachte, so erzählte man sich, strahlten ihre Augen so funkelnd, als würden kleine Sonnen darin tanzen. Doch es war nicht nur ihr Lachen, das sie so besonders machte, sondern auch ihre Gabe, die Welt mit einem Blick zu sehen, der weit über das Offensichtliche hinausging.

Sonja verstand die Sprache der Farben und Formen wie kaum eine andere. Mit ihren Händen und ihrem Herzen erschuf sie Bilder, die nicht nur das zeigten, was alle sehen konnten. Nein, ihre Kunst war wie ein Schlüssel zu verborgenen Welten – eine Einladung, tiefer zu schauen und das Unsichtbare zu entdecken. Sie glaubte fest daran, dass man nicht nur mit den Augen sehen konnte, sondern auch mit dem Herzen. Und sie wünschte sich nichts mehr, als Menschen zu inspirieren, die Wunder in sich selbst und in der Welt um sie herum zu finden.

Sonjas Weg war nicht immer leicht. Doch sie ging ihn mit einer stillen Stärke, die aus ihrem Glauben heraus wuchs, dass selbst die kleinsten Momente des Lebens pure Magie enthalten können. Schon als kleines Mädchen liebte sie die Kunst – und so nutzte sie ihr künstlerisches Talent, um die Menschen zu berühren und daran zu erinnern, dass oft das, was unsichtbar scheint, das Wichtigste ist.

Sonja hatte ein ganz besonderes Talent: Sie malte Bilder, die mehr waren als nur das, was sie auf den ersten Blick darstellten. Für Sonja war ein Bild wie ein Fenster, durch das man nicht nur die Welt draußen sah, sondern auch die Welt in sich selbst. Sie wusste, dass viele Menschen nur das Offensichtliche wahrnehmen, das direkt vor ihnen liegt. Doch Sonja wollte sie einladen, tiefer zu schauen – in die verborgenen Winkel ihrer Gedanken, ihrer Gefühle und ihrer Träume. Sie wollte, dass sie das Unbewusste wahrnehmen, das manchmal flüsterte wie der Wind durch die Zweige eines alten Baumes.


Sonjas dritter Advent:

Das Licht des Feuers

An diesem dritten Advent schien die Welt unter einer stillen Decke aus Frost zu schlafen. Es war noch ziemlich dunkel und Sonja kuschelte sich in ihren warmen Mantel und zog ihren Schal noch etwas enger um sich. Sie schnappte sich die Laterne, die neben dem Pferdestall stand und sah, wie der heiße Atem der beiden Pferde dampfende kleine Wolken in die kalte Winterlandschaft ziehen ließ. Heute wollte sie nicht nur malen, sondern auch nachdenken: Über das Feuer, das sie antrieb – und über die Flammen, die manchmal wild in ihr brannten, manchmal aber auch nur sanft wie kleine Irrlichter vor sich hinzüngelten. Mit einem Streichholz entzündete sie das Licht in ihrer Laterne, klemmte sich ihre Staffelei unter die Arme und marschierte los.

Für diesen Tag hatte sie einen ganz besonderen Ort ausgesucht: Eine alte Lichtung tief im Wald. Dort, wo früher einmal eine Feuerstelle war, hatten sich Moos und Gräser ausgebreitet, doch die kreisförmigen Steine ​​waren geblieben – als stilles Andenken an die Abende, als hier noch regelmäßig Menschen zusammengefunden hatten, um sich am Feuer zu wärmen und sich gegenseitig Geschichten zu erzählten.

Als Sonja auf der Lichtung ankam, stellte sie ihre Laterne behutsam neben ihrer Staffelei auf. In der Dunkelheit des Waldes schien die Flamme lebendig – wie ein kleines Wesen, das tanzte, sprang und funkelte. Für einen Moment betrachtete sie das Licht und ihre Gedanken fingen an, sich selbständig zu machen. Wofür brannte sie? Was war es, das sie jeden Morgen aufstehen ließ? Und das auch an den Tagen, an denen der Wind kalt, der Weg steinig war und ihr manchmal alles sinnlos und schwer erschien?

Sie wusste, dass die Antwort in ihrer Kunst lag. Doch es war mehr als nur das Malen selbst. Es war das Gefühl, etwas zu schaffen, das andere berührte, das in den Menschen etwas in Bewegung setzte. Gedanken, Gefühle – vielleicht sogar Träume. Ja! Genau das war es, was sie antrieb: Der Wunsch, die Welt ein klitzekleines bisschen heller und heiler zu machen.

Mit diesen Gedanken begann Sonja zu malen. Inspiriert durch die Flamme in ihrer kleinen Laterne griff sie intuitiv zu den Farben rot, orange, gelb und einem kleinen Hauch von Gold. Ihre Pinselstriche waren dieses Mal wild und ungezähmt –  wie Flammen, die sich ganz von allein ihren Weg suchten. Auf der Leinwand entstand eine Szene, die sie selbst überraschte: Es war ein mächtiges Feuer. Ein Feuer, das nicht zerstörte, sondern wärmte – nicht verschlang, sondern Licht spendete. Es war ein Bild voller Energie, voller Leben.

Doch je länger sie malte, desto mehr bemerkte sie auch, dass es eine sanfte, unsichtbare Grenze gab, die sie einhalten musste. Sie fühlte deutlich, dass zu viel Feuer zerstören konnte – und zu wenig Feuer die Flamme erlöschen lassen würde. Ihr wurde bewusst, dass es die Balance von beidem war, die es einzufangen galt: Es waren scheinbar unendlich viele Funken, nach denen sich die Menschen auf der Suche nach Inspiration sehnten, um sich für ihr Herzensthema zu entzünden. Und doch brauchte es genauso viel Achtsamkeit, damit sie sich nicht verbrannten.


Am Abend präsentierte Sonja ihr Bild wieder im Schaufenster des kleinen Cafés in ihrem Dorf. Darunter schrieb sie dieses Mal:

„Das Feuer in dir zeigt dir, wofür du brennst. Halte es am Leben – doch hüte es mit Achtsamkeit.“

Und die Menschen blieben stehen, einige fasziniert von den Farben – andere wiederum nachdenklich, weil ganz tief in ihnen die Frage entstand „Wofür brenne ich?“

Und Sonja lächelte, denn sie wusste: Diese Frage trug nicht nur sie selbst, sondern im Grunde jeder Mensch in sich – und sie sah ihr Bild als eine Einladung, sich diese Frage ganz ehrlich zu stellen.

Zuhause entzündete sie die dritte Kerze an ihrem Adventskranz. Sonja betrachtete die warmen flackernden  Flammen der drei brennenden Kerzen und dachte an ihre eigene kleine Flamme, die tief in ihrer Seele und ihrem Herzen brannte.

Die Tänzerin des Windes, das Flüstern des Baches und nun das Licht des Feuers: Alle hatten ihr Geschichten über sie selbst erzählt – und nun war sie neugierig, welche Geschichte am 4. Advent auf sie wartete.


Meine Adventsinspiration für dich:

Der dritte Advent ist mit dem Element Feuer verbunden – dem Symbol für Leidenschaft, Energie und der Kraft, in Bewegung zu kommen. Das Feuer in dir zeigt dir, wofür du brennst und was dich antreibt.

Lass dich in der kommenden Woche von deiner inneren Flamme leiten:

  • Wofür brennt dein Herz ganz besonders stark?
  • Was bringt dich zum Leuchten?
  • Welche Energie in dir wartet darauf, entzündet zu werden?

Vielleicht entdeckst du, dass wahre Leidenschaft nicht laut und gewaltig sein muss. Manchmal reicht auch ein klitzekleiner Funke, um ein warmes, andauerndes Feuer zu entzünden. Wie ein Licht in der Dunkelheit kann deine innere Flamme dir den Weg zeigen – aber sie braucht auch Schutz und Aufmerksamkeit, damit sie nicht erlischt.

Geh auf die Suche nach dem Feuer in dir – und dann nimm dir die Zeit, es in dir zu spüren und herauszufinden, welcher Funke dich dazu inspiriert, dich in Bewegung zu setzen.

Und denk bitte dran:
Es ist nicht die Größe der Flamme, die entscheidend ist – sondern die Liebe, mit der sie brennt ❤️.


Song für die Seele

 

Genieß dein Leben, denn du lebst nur jetzt und heute. Morgen kannst du gestern nicht nachholen… – und später kommt vielleicht früher als du denkst!